Barbara, Luzia, hilf ... Wassermühlen. Ein Beitrag zur 1100-Jahr-Feier Diex
Laufzeit: 19 Minuten; 1995

Der sonnigste Ort Österreichs heißt Diex. Dieses malerische Dorf liegt in fast zwölfhundert Meter Seehöhe am südlichen Ausläufer der Kärntner Saualpe. Rund 2000 Sonnenstunden im Jahr werden mit der Meßeinrichtung, der sogenannten Sonnenkugel, registriert. Sonnig ist auch das Gemüt der Diexer, von denen die älteren noch beide Landessprachen - Deutsch und Slowenisch - sprechen.

Elfhundert Jahre ist es her, daß Diex erstmals erwähnt wurde. Mit vier Worten in einem Buch aus Gurk, in dem man auf Pergament geschriebene Abschriften von Urkunden gesammelt und aufbewahrt hat. "Et nemus in monte Diehshe" heißt es da, und es ging um die Nutzung der Weiden am Diexer Berg. Fiel auch die Bezeichnung "Berg" bald weg, so war der Name Diex immer Ausdruck für die Weiden und Wälder um diese Siedlung. Die bergbäuerliche Bevölkerung wohnte am Diex oder auf dem Diex und diente bis ins 18. Jahrhundert treu und ergeben dem jeweiligen Herrn und Grundeigentümer.

Daß Diex über eine der imposantesten Wehrkirchen verfügt, ist auf die Türkeneinfälle zurückzuführen. Diese Kirche und auch jene im Nachbarort Grafenbach wurden im 15. Jahrhundert erbaut, um sich vor den Türken zu schützen.

Der Grund dafür, daß Bauern sich am Diexer Berg niedergelassen haben, war wohl das so angenehme und für den Anbau von Getreide so günstige Klima und die intensive Sonnenbestrahlung. Sie bauten an den Hängen des Berges ihr Korn an, und dieses war über Jahrhunderte die Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung.

Jeder dem Tal zufließende Bach war Motor und Antrieb für Mühlen, die unentwegt in Bewegung waren, um Hafer und Roggen zu Mehl zu verarbeiten. Diexer Getreide war im Jauntal bekannt für seine Reinheit und begehrt als vorzügliches Saatgut. Doch tempora mutantur - die Zeiten ändern sich - und so änderte sich auch die Lebensart der Diexer Bauern. Die Jugend zog es ins Tal, der Anbau von Getreide am Berg war wohl zu mühsam, und so verschwinden allmählich die goldgelben Felder von der Bildfläche und werden zu Wiesen und Wäldern. Heute nützen die Diexer Bauern ihre Weiden, sind Viehzüchter und bewirtschaften den Wald.

Von der einstigen bergbäuerlichen Kultur, also aus jener Zeit, als Diex noch für sein Getreide bekannt war und dieses im Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens stand, gibt es nur mehr wenige Zeugen.
Einige verfallene Mühlen erinnern uns daran und uralte überlieferte Sprüche, wie zum Beispiel "Barbara, Lucija, pomoj! Barbara, Luzia, hilf! oder laß es bleiben ... Gehen muß es aber" heißt es da. Denn bis zum Tag der heiligen Barbara oder spätestens dem der heiligen Luzia, Anfang
bzw. Mitte Dezember, mußte das Mehl gemahlen sein. Danach froren die Bäche zu und die Mühlen standen still.

Die Alten im Dorf erinnern sich noch an jene Zeit, als in Diex das Mehl Grundlage des Lebens war. Mühlen standen im Zentrum des Lebens der Diexer Bauern. Sie zu erhalten und zu schützen war oberstes Gebot. Eine einzige gibt es heute noch, die funktioniert -  die Gutzmann-Mühle. Sie wurde vor Jahren restauriert. Aber auch sie kämpfte einst gegen Wind und Wetter an.

Einst bezogen die Bauern von Diex ihre Lebensmittel nicht in Völkermarkt, wie es heute der Fall ist; sie bewirtschafteten den Boden und versorgten ihre Familien fast ausschließlich mit Eigenprodukten.

Vieles, was einst wichtig zum Leben war, haben wir schon vergessen. Die alten Bauern in Diex wissen heute noch einiges davon zu erzählen. Bezeichnungen von Geräten und Verfahren, die es heute gar nicht mehr gibt, kennen sie in beiden Landessprachen. Wie lange noch?