Schafzucht ohne Grenzen. Sprachliche und volkskundliche Beobachtungen
aus Südkärnten.
Ein Beitrag zur Kärntner Landesausstellung 1997
Laufzeit: 26 Minuten; 1996

SchafeDer südliche zweisprachige Grenzraum Kärntens ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch eine moderne Arche Noah. Hier hat das Kärntner Brillenschaf überlebt und wieder eine neue Heimat gefunden. Diese alte Haustierrasse ist keine gewöhnliche Schafrasse. Sie gehört zu den über 20 gefährdeten Nutztierarten in Österreich und hat eine lange Geschichte hinter sich.

Woher kommt eigentlich die Bezeichnung Brillenschaf? Seinen Namen verdankt das Tier den schwarzen Flecken um die Augen, die wie eine Sonnenbrille aussehen, wovon vor allem die Kinder begeistert sind. Und tatsächlich schützen diese Flecken die Augen im Sommer vor der Sonne und im Winter vor dem gleißenden Schnee.

ab zum STall...Das Brillenschaf war früher die beliebteste Kärntner Schafrasse. Wegen der ausgezeichneten Fleischqualität wurden von den bekanntesten Kärntner Märkten in Eisenkappel und Bleiburg jährlich viele tausend Tiere bis nach Paris verkauft. Auf eigenen Schafrouten wurden die Tiere über Tirol durch die Schweiz bis nach Frankreich getrieben.

Trotz ihres attraktiven Äußeren wäre es dennoch fast so weit gekommen, daß die Träger der 'schwarzen Brillen' beinahe nur noch auf Erinnerungsfotos zu bewundern gewesen wären. Glücklicherweise konnte aber das Brillenschaf in kleinen Beständen in Südmitteleuropa überleben, so daß diese Schafe auch heute noch im Alpen-Adria Raum, also Südkärnten, Slowenien und Friaul-Julisch-Venetien, die Hauptschafrasse im bäuerlichen Ökosystem darstellen.

RutschpartieEs grenzt fast an ein Wunder, daß es gelungen ist, das Kärntner Brillenschaf vor dem Aussterben zu retten. Heute kann man das unverwechselbare Schaf mit seiner schwarzen 'Brille' wieder öfter sehen. Allein in Österreich gibt es wieder über 400 Tiere und mehr als 50 Züchter. Trotzdem bedarf es noch großer Anstrengungen der Züchter aus dem gesamten Alpen-Adria Raum, um diese Schafrasse endgültig vor dem Aussterben zu bewahren.

Die hier dokumentierten Erinnerungen an die bäuerliche Kultur stellen ein bedeutendes sprachliches und volkskundliches Denkmal des Kulturerbes unseres Landes dar. In jüngster Zeit werden die alten Traditionen durch engagierte Züchter wiederbelebt und wirtschaftlich genutzt.

BlätterfressenIn der Sprache der zweisprachigen Sprechergeneration vollzieht sich ein unübersehbarer Wandel. Die sekundäre, also angelernte Kärntner Varietät des Deutschen, ein Interdialekt mit typischen sprachlichen Interferenzen aus dem Slowenischen und dem hochsprachlichen Deutschen, ist immer seltener zu hören bzw. verschwindet ganz. Mit den ältesten Sprechergenerationen, die bis in die allerjüngste Zeit noch vorwiegend ihre slowenische Muttersprache verwenden konnten, geht ein Spezifikum der Südkärntner Wirklichkeit für immer verloren. Unser Beitrag möge die Erinnerungen daran aufrechterhalten und uns begleiten auf dem Heimweg unserer Vorfahren.