Dialekt unter der Vertatscha. Mühlen und Sägen
Laufzeit: 20 Minuten; 1994

Schon seit langem ist das Klappern der alten Mühlen und das dumpfe Pochen der Sägen im Kärntner Bodental verstummt. Nur wer sucht, kann noch alte Reste dieser einst für die Region so wichtigen Produktionsstätten finden. Nur noch alte Leute wissen um das Bestehen der Mühlen und Sägen und die sprachlichen Besonderheiten für längst vergessene Tätigkeiten und Werkzeuge. Diese Sprache, den Dialekt wollen wir dokumentieren.

Noch vor wenigen Jahrzehnten besaß jeder größere Bauernhof eine Hausmühle. Hier wurde vorwiegend für den Eigenbedarf gemahlen. Kleinere Bauern und Keuschler hatten ihr Mahlrecht in einer der benachbarten Mühlen oder sie brachten ihr Mahlgut ins Bodental zur Repitz Mühle, der einzigen gewerblich betriebenen Mautmühle im Ort. Für das Mahlen durfte hier eine zehnprozentige Mühlabgabe eingehoben werden.

Alle Hausmühlen waren Radmühlen. Sie waren mit einem Mahlgang ausgestattet. Nur die Repitz Mautmühle verfügte über zwei Wasserräder. Hier konnte auf zwei Mahlgängen gleichzeitig gemahlen werden. Im Flachteil des Bodentales standen unterschlächtige und mittelschlächtige Mühlen, im Gelände mit stärkerem Gefälle hingegen oberschlächtig betriebene Wassermühlen.

In den 50er Jahren bis hin zur Elektrifizierung in den beginnenden 60er Jahren wurde in einigen Mühlen elektrischer Strom erzeugt. Am längsten klapperten die Schoschelz - und die Bukounik Hausmühle. In diesen Mühlen wurde bis in die beginnenden 60er Jahre für alle Bauern von nah und fern gemahlen.

Nur mehr wenig erinnert im Kärntner Bodental an die jahrhundertealte Tradition der Mühlen und Sägen. Die einst unermüdlich laufenden Wasserräder, die sie antrieben, stehen heute still und liegen morsch im Grün. Sie wurden Opfer von Naturgewalten und Zivilisation und haben ausgedient. Sie zeugen von einer Kultur, von der vieles spurlos verschwunden ist.

Versickert ist auch manches aus der Sprache der Bewohner des Bodentales. Ihre Mundart mit ihrem einst so reichhaltigen Fachvokabular gerät in Vergessenheit. Sie stirbt mit den Mühlen und mit jener Generation, die sich noch an Zeiten erinnern kann, als rauschende Wasser im Bodental noch Räder bewegten.