Ausstellung: Vom Korn zum Brot aus der Rauchküche
Filmprojekt zu Gast bei Freunden ... Kulturprogramm 2000/01

Zu sehen ist bäuerliches Gerät, wie es im Kärntner Rosental und Jauntal bis zur Elektrifizierung in den 50er und 60er Jahren des 20. Jhs. verwendet wurde.

Ein größerer Teil des ausgestellten Großinventars stammt vom Anwesen vlg. Halep, einem kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb in St. Kanzian. Das bäuerliche Arbeitsgerät wurde in Ehren gehalten und vor dem Verschwinden bewahrt. Wie bereits viele Rosentaler Exponate hat es hier in der Bodentaler "Bauerngerät-Arche" Zuflucht gefunden.

Die Rosentaler Rauchküche im Ausstellungsraum, ein Meisterwerk von Johann Lausegger aus dem Bodental, ein Video und eine Bilddokumentation zum Thema Brotbacken runden das Programm ab.

 

Kommentar zur Ausstellung:
von Herta Maurer-Lausegger
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Getreideanbau in den Karawanken

Das bäuerliche Leben war früher aufs engste mit dem Getreidekorn verbunden. Die Bestellung des Bodens für den Ackerbau, die Aussaat, der Getreideschnitt, das Dreschen und das Mahlen, aber auch das Brotbacken in der Rauchküche zählten zum bäuerlichen Alltag.

Alte Fotos aus dem Karawankengebiet zeugen von jener Zeit, als hier noch sorgfältig Ackerbau und Wiesenpflege betrieben wurde. Auf Ackerböden gediehen Hafer, Gerste, Weizen und Roggen, aber auch Sommer- und Winterroggen. Goldgelbe Kornfelder prägten im Sommer das Landschaftsbild rund um die bäuerlichen Anwesen.

Die Ackerbestellung

Beim Ackerbau wurden Ochsen und Pferde als Zugtiere eingesetzt. Der Mist wurde mit dem Mistkarren auf den Acker gebracht. Geackert wurde mit einem alten Holzpflug oder einem Eisenpflug. Dann wurde einmal mit der Egge geeggt. Bei Bedarf mußten noch Ackerschollen zertrümmert und Steine vom Acker entfernt werden.

Die Aussat

Das Saatgut wurde in Säcken auf das Feld gebracht. Gesät wurde mit einer Säschürze aus Leinen. Dann wurde noch einmal vorsichtig geeggt und die Ackerfläche am Ackerrain mit einem Rechen ausgeglichen. Anschließend wurde mit einer hölzernen Ackerwalze gewalzt.

Die Ernte

In den Karawankentälern war der Sichelschnitt üblich. Die Garben wurden in den Harpfen getrocknet. Im Tal wurde die Getreidesense (Sense mit Plane) verwendet.

Das Dreschen

Das getrocknete Getreide wurde im Spätherbst auf der Tenne gedroschen. Zur Gewinnung des reinen Produktes waren verschiedene Geräte erforderlich: die alten Dreschflegel, die später von der Dreschmaschine abgelöst wurden; der einstige Benzinmotor vom Elektromotor. Für das Putzen des Getreides waren Reiter und Winden bzw. Windmühlen im Gebrauch.

Das Mahlen

Das Mahlgetreide wurde mit dem Pferde- oder Ochsenfuhrwerk zu den Wassermühlen am Bodenbach gebracht, wo es zu Mehl gemahlen wurde.

 

Über Mühlen

Zum Antrieb:

Mühlen können von Mensch, Tier, Wasser, Wind, Dampf und Strom angetrieben werden.

Die Funktionen der Mühlen:

Zerreiben, Zerschroten, Mahlen, Stoßen, Stampfen, Schneiden, Bohren, Glattmachen u. a.

Geschichtliches

Bereits im Buche Moses heißt es: "Du sollst nicht zum Pfande nehmen den untersten und obersten Mühlstein." Diese Stelle deutet darauf hin, daß horizontale Steinmühlen / Handmühlen bereits im 16. Jh. v. Chr. bekannt waren. Im Alten Testament werden auch Tier- und Göpelmühlen erwähnt.

Die ersten Wassermühlen mit horizontal gelagertem Wasserrad wurden etwa um 800 v. Chr. von den Chaldäern gebaut. Solche Mühlen werden als türkische Mühlen bzw. Floder- oder Stockmühlen bezeichnet.

Oberschlächtige Wasserräder sind im Altertum unbekannt. Sie gelten als eine deutsche Erfindung des ausgehenden 14. Jhs.

Die Wassermühlen

Die Wassermühlen haben sich aus den Schöpfrädern, die im alten Rom zur Bewässerung eingesetzt wurden, entwickelt. Es gibt zwei Typen von Wassermühlen:

Radmühlen mit horizontaler Welle und senkrechten Rädern

Radtypen: ober-, unter- und halb- oder mittelschlächtiges Wasserrad

Horizontale oder Turbinenmühlen mit senkrechter Welle und waagrecht gelagertem Wasserrad (mehrere Typen)

Oberschlächtige Wasserräder werden bei größerem Gefälle und spärlichem Wasser angelegt. Sie bestehen aus zwei Reifen und schief eingesetzten Schaufeln. Das Wasser wird oben auf das Rad geleitet. Bei geringem Gefälle können auch sehr breite oberschlächtige Wasserräder - Walzenräder angebracht werden.

Unterschlächtige Wasserräder, von denen es mehrere Typen gibt, werden an Flüssen und wasserreichen Bächen mit geringem Gefälle angelegt. Das Wasser schlägt unten an das Rad an. Das Rad wird gegen den Wasserlauf gedreht.

Mittelschächtige Wasserräder oder Sackräder haben ebenfalls zwei Reifen und werden an Flüssen und Bächen mit geringem Gefälle angelegt.

Bei horizontalen Wasserrädern differenziert man genau, ob das Wasser von oben, schräg oder von der Seite auf das Rad fällt. Auch auf Flüssen sind Horizontalwassermühlen mit oder ohne beweglichem Flügel bekannt.

Die Bodentaler Wassermühlen

Noch vor wenigen Jahrzehnten besaß jeder größere Bauernhof eine Hausmühle. Hier wurde vorwiegend für den Eigenbedarf gemahlen. Kleinere Bauern und Keuschler hatten ihr Mahlrecht in einer der benachbarten Mühlen oder sie brachten ihr Mahlgut ins Bodental zur Repitz Mühle, der einzigen gewerblich betriebenen Mautmühle im Ort. Für das Mahlen durfte hier eine zehnprozentige Mühlabgabe eingehoben werden.

Im Jahr 1835 standen am Bodenbach 17 Hausmühlen und 1 Mautmühle. Die einzige, nicht vom Bodenbach gespeiste Wassermühle war die Pautz Mühle.

Im Windisch Bleiberger Kirchdorf stand die oberschlächtige Najek oder Egoutz Hausmühle, wo einst auch eine Schmiede untergebracht war. Zwei weitere oberschlächtige Hausmühlen standen in Strugariach (Aunik Mühle, Mark Mühle).

Alle Hausmühlen waren Radmühlen. Sie waren mit einem Mahlgang ausgestattet. Nur die Repitz Mautmühle verfügte über zwei Wasserräder. Hier konnte auf zwei Mahlgängen gleichzeitig gemahlen werden. Im Flachteil des Bodentales standen unterschlächtige und mittelschlächtige Mühlen, im Gelände mit stärkerem Gefälle hingegen oberschlächtig betriebene Wassermühlen.

In den 50er Jahren bis hin zur Elektrifizierung in den beginnenden 60er Jahren wurde in einigen Mühlen elektrischer Strom erzeugt. Am längsten klapperten die Schoschelz - und die Bukounik Hausmühle. In diesen Mühlen wurde bis in die beginnenden 60er Jahre für alle Bauern von nah und fern gemahlen.

Seit langem ist das Klappern der alten Wassermühlen im Bodental verstummt. Nur wer sucht, kann noch alte Reste dieser für die Region so wichtigen Produktionsstätten finden. Zu sehen ist nur noch die sterbende Welt uralter Volkstechnik.

 

Die Getreidesorten im Karawankengebiet

Der Weizen

Der Weizen kam aus seiner persischen Urheimat Vorderasien nach Europa. Über Griechenland gelangte er um 300 v. Chr. zu den Römern, wo er andere Getreidesorten verdrängte. Weltweit sind etwa 50 verschiedene Weizensorten bekannt.

Der Weizenanbau in höheren Lagen wäre heute unrentabel. Dafür fehlen Anbauflächen, eine entsprechende Bodenbeschaffenheit und das nötige Klima.

Aus dem Weizenkorn werden Weizenmehl, Grieß, Graupen, Malz u. a. gewonnen. Das Stroh wird als Viehfutter und Rohstoff für Papier, für Flechtarbeiten und als Einstreu verwendet.

Der Roggen

Der Roggen stammt aus Kleinasien und Rußland. Er drang erst im 2. Jh. n. Chr. über die Alpen in die Poebene ein und war den Römern noch unbekannt.

Es wird zwischen einer Winter- und Sommerfrucht unterschieden. Der Roggen ist widerstandsfähiger als der Weizen und gedeiht auch in höheren Lagen.

Der Roggen stellte in den Karawanken neben dem Weizen eine der wichtigsten Getreidesorten dar. Er wurde zur Mehlbereitung und Herstellung eines nahrhaften dunklen Brotes, zur Schnapsbrennerei sowie zur Viehfütterung (besonders als Beimengefutter) verwendet.

Die Gerste

Die Gerste ist eine alte langgrannige Getreidepflanze. Für ihr hohes Alter spricht, daß Demeter, die griechische Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus, auf alten Münzen mit einem Ährenkranz aus Gerste geschmückt ist.

Die Gerste wächst in verschiedenen Anbauformen und ist etwas niedriger als der Roggen und der Weizen. Sie ist weniger anspruchsvoll und kann auch in höheren Lagen angebaut werden.

Das Korn gibt Mehl, Malz fürs Bier - Braugerste, ferner Malzzucker, Graupen und Kaffee-Ersatz sowie die Rollgerste. Gerstenkorn und -stroh stellen zudem ein vorzügliches Futtermittel dar.

Der Hafer

Der Hafer als Kulturpflanze wurde von den Kelten und Germanen verbreitet. Bei Griechen und Römern galt er als Unkraut.

Der Hafer ist eine reine Sommerfrucht, unempfindlich und kann in allen Lagen angebaut werden. Der Haferanbau in der ehemaligen Gemeinde Windisch Bleiberg mit 20,40% (6,34 ha) der Anbaufläche stand in den Karawankentälern an der Spitze.

Diese Getreidefrucht dient vor allem als Futtermittel (für Pferde), zur Bereitung von Hafermehl, Haferreis, Haferflocken sowie Grütze.

 

Das Brotbacken

Das Brotbacken im Kachelofen zählte zu den wichtigsten Beschäftigungen im bäuerlichen Haushalt. Einst verfügten die Bauernhäuser im Karawankengebiet über eine Rauchküche mit offener Feuerstätte. Von hier aus wurde das zum Backen vorbereitete, aufgegangene Brot, aber auch der Reindling in den Kachelofen hineingeschoben.

Geschichtliches

Die Rauchstube, die Urzelle des Kärntner Bauernhauses, ist im Karawankenbgebiet nicht belegt. Hier ist die Rauchküche mit einem Hinterladerofen und einer rauchfreien Ofenstube typisch. Derartige Feuerstätten mit dem Koch-, Heiz- und Backfeuer sind in Südkärnten seit dem 15. Jh. nachweisbar. Im 16. Jh. scheinen sie bereits Allgemeingut im Bauernhaus geworden zu sein.

Die Rauchküche

Rauchküchen sind ein Stück altüberlieferter Kultur. Einige wenige haben im Karawankengebiet ihren ursprünglichen Charakter bewahrt. Zumindest hier kommt das Bauernbrot aus dem Kachelofen gelegentlich noch auf den Tisch.

Die Heizstelle in der Rauchküche wird heute vorwiegend als Wärmequelle gebraucht. Das Brotbacken, Dörren und Selchen in der Rauchküche werden immer seltener.